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Corona - Die Zahlen steigen

von Melanie Weber
30.10.2020

Es ist November 2020. Nach einem Sommer in relativer Unbeschwertheit angesichts der weltweiten Situation steigen die Coronazahlen stark an. Die meisten (Groß)Städte in Deutschland überschreiten die Grenzwerte und werden zum Risikogebiet. Ich war nach anfänglicher Angst und Unsicherheit im März das ganze folgende Jahr, durch die regelmäßige Überprüfung meiner Gedanken mit The Work, sehr unbelastet durch die Geschichten rund um Corona/ Covid 19. Die wieder zunehmende Berichterstattung, Teilschließungen und die Verschärfung der Coronabestimmungen sorgen jedoch wieder für mehr innere Unruhe. Folgende Work hat mir weitergeholfen.

Die Zahlen steigen.

  1. Ist das wahr? Ja

  2. Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist? Hier taucht bei mir der Gedanke auf, dass ich die Zahlen ja nicht selbst erhebe, es also nicht absolut sicher wissen kann, daher lautet meine Antwort auf diese Frage “Nein”. 

  3. Wie reagierst du, was passiert, wenn du den Gedanken glaubst? Ich bekomme Angst, sehe Einschränkungen auf uns alle zukommen. Sehe die Wirtschaft einknicken, sehe die Gesellschaft am Rande eines Kollaps. Ich bekomme Angst um mich und die Menschen, die ich liebe. Gehe nicht mehr raus und vermeide Unternehmungen. Ich mache mir Sorgen um alles. Fühle Anspannung im Brustbereich meines Körpers, der Hals wird eng, ich atme gepresst. Ich erinnere mich an Berichte, die ich gelesen habe. Berichte über Erkrankte und mögliche Spätfolgen. Ich sehne mich zurück nach der Zeit vor Corona, will in eine Zukunft, in der “alles wieder gut” wird.

  4. Wer wärest du ohne den Gedanken? Ohne den Gedanken bin ich entspannter. Ich mache mir um Zahlen keine Gedanken, sehe mein direktes Umfeld, nehme den Stuhl wahr auf dem ich sitze, atme. Ich bin dankbar, dass es mir jetzt gerade gut geht. Ich koche mir einen Tee. Mir wird bewusst, dass sich viele Menschen für andere einsetzen um zu helfen. Fühle mich verbunden und dankbar dafür. Bin so dankbar in unserer Gesellschaft zu leben und erfüllt von vielen Beispielen selbstloser Fürsorge, die ich gelesen habe und auch persönlich kenne. Bin dankbar für viele Menschen, die ich kenne, die sich weigern, sich von der Situation unterkriegen zu lassen. Menschen, die Dankbarkeit und Liebe leben und sich nicht beeindrucken lassen von den äußeren Umständen. Ohne den Gedanken merke ich, dass ich diese Kraft auch habe. Dass ich Freude und Inspiration für mich und andere bin. Je länger ich ohne den Gedanken bin, desto mehr erfasst mich eine Art Dankbarkeitsflash. Mir steigen Tränen in die Augen.

 

Kehre den Gedanken um:

Meine Gedanken (über die Zahlen) steigen.

Was könnte das bedeuten? Meine Gedanken steigen…

  • Für mich bietet sich die Bedeutung “einsteigen” an. Meine Gedanken steigen (ein). Sie steigen ein in die Berichterstattung, in die Sorge, die Zukunftsvorstellungen, die wie ein Film vor mir ablaufen.

  • Ich sehe vor mir (in meiner Vorstellung) eine Tabelle mit steigenden Zahlen, wenn ich diesen Satz höre. Im übertragenen Sinn sind es meine Gedanken, die steigen. Jetzt hier in der aktuellen Situation habe ich diese Zahlen ja nicht vor mir. Ich stelle sie mir vor. Sie sind der Film, der in meinen Gedanken abläuft. Der Film, der mich aus meiner Realität wirft. Die Realität ist: Laptop, Text, Küchentisch, Tee, Sitzen, Atmen. So einfach und so gut.

  • Meine Gedanken steigen (aus). Sie steigen aus der Realität aus. Realität meint hier, meinen gegenwärtigen Moment. Meine Gedanken drehen sich um die Zahlen, es gibt nur noch steigen, kein Fallen, kein Blick auf andere Wahrheiten oder Realitäten als steigende Zahlen.

Die Zahlen steigen nicht.

  • Zahlen können nicht steigen. Sie sind einfach Zahlen. Wohin sollten sie steigen? Steigen entsteht durch einen Vergleich. Die Zahlen sind erstmal nur das, was sie sind.

  • Je länger ich darüber nachdenke, desto unsinniger finde ich die Bezeichnung "Die Zahlen steigen". Es ist einfach unmöglich. Ich sehe in Gedanken eine Schaumstoffzah,l an einem Heliumballon hängend, nach oben steigen und habe einen kurzen Moment das Gefühl in der Sesamstraße zu sein.

Die Zahlen fallen.

  • Die Zahlen der noch Gesunden, nicht an Corona erkrankten, fallen.

  • Die Zahlen fallen auf. Sie fallen auf, weil es einen gesetzten Grenzwert gibt, der jetzt überschritten ist.

  • Die Zahlen fallen in Gesprächen. Sie werden genannt, ich nenne sie häufiger als ich das im Sommer getan habe.

 

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